Die verschiedenen Stimulationsprotokolle bei der In-vitro-Fertilisation (IVF)

Ein wichtiger Bestandteil der IVF ist die Stimulation der Eierstöcke, bei der die Eierstöcke mithilfe von Medikamenten zur Bildung mehrerer Follikel angeregt werden, die die benötigten Eizellen enthalten. Es werden verschiedene Stimulationsprotokolle verwendet, um die Quantität und Qualität der gewonnenen Eizellen zu optimieren.

 

Die In-vitro-Fertilisation (IVF) ist eine weitverbreitete Technik der assistierten Reproduktion, bei der eine Eizelle im Labor befruchtet wird, nachdem sie aus dem Eierstock entnommen wurde. Anschließend wird der daraus entstehende Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt. Ein wichtiger Bestandteil der IVF ist die Stimulation der Eierstöcke, bei der die Eierstöcke mithilfe von Medikamenten zur Bildung mehrerer Follikel angeregt werden, die die benötigten Eizellen enthalten. Es werden verschiedene Stimulationsprotokolle verwendet, um die Quantität und Qualität der gewonnenen Eizellen zu optimieren.

In diesem Artikel werden die am häufigsten verwendeten IVF-Stimulationsprotokolle eingehend erläutert.

1. Kurzes Protokoll

Das Kurzprotokoll oder GnRH-Antagonisten-Protokoll ist eine der traditionellsten und am weitesten verbreiteten Methoden. Es überspringt die Downregulationsphase und beginnt direkt mit der Stimulation der Eierstöcke zu Beginn des Menstruationszyklus. Die wichtigsten Bestandteile sind:

  • Stimulationsphase: Beginnt an Tag 2 oder 3 des Menstruationszyklus mit FSH- oder hMG-Injektionen.
  • Antagonisten-Phase: Etwa in der Mitte der Stimulationsphase werden GnRH-Antagonisten verabreicht, um einen vorzeitigen Eisprung zu verhindern.

Das Kurzprotokoll ist in der Regel von kürzerer Dauer, erfordert weniger Medikamente und wird bevorzugt bei Frauen mit geringeren Eierstockreserven oder mit dem Risiko eines ovariellen Überstimulationssyndroms (OHSS) eingesetzt.

2. Langes Protokoll

Das lange Protokoll, das auch als Agonistenprotokoll bezeichnet wird, umfasst zwei Hauptphasen:

  • Downregulationsphase: Diese Phase beginnt in der Mitte der Lutealphase des vorangegangenen Menstruationszyklus, wobei Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)-Agonisten zur Unterdrückung des natürlichen Hormonzyklus des Körpers eingesetzt werden. Diese Unterdrückung verhindert einen vorzeitigen Eisprung und steuert den Zeitpunkt der Stimulationsphase.
  • Stimulationsphase: Nach ausreichender Unterdrückung (in der Regel 10–14 Tage) beginnt die Stimulation der Eierstöcke mit injizierbarem Follikel-stimulierendem Hormon (FSH) oder humanem menopausalem Gonadotropin (hMG). Regelmäßige Bluttests und Ultraschalluntersuchungen helfen bei der Anpassung der Medikamentendosierung zur Optimierung der Follikelentwicklung.

Dieses Protokoll ist dafür bekannt, dass es eine hohe Anzahl von Eizellen produziert, kann aber einen längeren Zeitaufwand und einen höheren Medikamentenverbrauch erfordern.

3. Mikrodosis-Flare-Protokoll

Das Mikrodosis-Flare-Protokoll ist eine Variante des langen Protokolls und wird häufig bei Frauen eingesetzt, die auf die Standardstimulation schlecht ansprechen. Es umfasst:

  • Mikrodosis GnRH-Agonist: Verabreichung sehr niedriger Dosen zu Beginn des Menstruationszyklus, um einen anfänglichen „Flare“ und einen Anstieg der FSH- und LH-Spiegel auszulösen, der die Follikelrekrutierung fördern kann.
  • Stimulationsphase: Es werden gleichzeitig hohe Dosen von FSH oder hMG verabreicht.

Dieses Protokoll zielt darauf ab, die ovarielle Reaktion bei Patientinnen mit schlechtem Ansprechen zu maximieren, indem der anfängliche Anstieg der natürlichen Gonadotropine genutzt wird.

4. Natürlicher Zyklus IVF

Bei der IVF im natürlichem Zyklus erfolgt nur eine minimale oder gar keine Stimulation, da der Körper auf die natürliche Auswahl eines einzigen dominanten Follikels angewiesen ist. Zu den Schritten gehören:

  • Überwachung: Genaue Überwachung des natürlichen Zyklus durch Bluttests und Ultraschalluntersuchungen.
  • Auslösen des Eisprungs: Eine Trigger-Spritze mit menschlichem Choriongonadotropin (hCG) kann verwendet werden, um den Eisprung zum optimalen Zeitpunkt auszulösen.

Die IVF im natürlichem Zyklus verringert den Einsatz von Medikamenten und das OHSS-Risiko, bringt aber in der Regel nur eine Eizelle pro Zyklus hervor, was je nach Alter der Patientin die Gesamterfolgsrate senken kann.

5. Mildes Stimulationsprotokoll

Bei der milden Stimulation oder Minimalstimulation IVF werden niedrigere Dosen von Stimulationsmedikamenten über einen kürzeren Zeitraum eingesetzt. Dieses Protokoll umfasst:

  • Stimulationsphase: Beginn mit niedrig dosiertem FSH oder Clomiphenzitrat (CC) zu Beginn des Zyklus.
  • GnRH-Antagonisten: Werden später in der Stimulationsphase eingesetzt, um einen vorzeitigen Eisprung zu verhindern.

Die milde Stimulation zielt darauf ab, eine moderate Anzahl hochwertiger Eizellen zu produzieren und gleichzeitig die Nebenwirkungen und Kosten der Medikamente zu minimieren.

6. Duales Stimulationsprotokoll

Bei der dualen Stimulation (DuoStim) werden die Eierstöcke innerhalb eines Zyklus zweimal hintereinander stimuliert. Dieser Ansatz ist vorteilhaft für Patientinnen mit geringen ovariellen Reserven:

  • Erste Stimulationsphase: Beginnt früh im Menstruationszyklus.
  • Zweite Stimulationsphase: Wird nach der Entnahme der Eizellen aus der ersten Stimulation eingeleitet, normalerweise in der Lutealphase.

Durch die doppelte Stimulation kann die Eizellausbeute in einem einzigen Zyklus maximiert werden, so dass mehr Embryonen für eine mögliche Verwendung zur Verfügung stehen.

Schlußfolgerung

Die Wahl des richtigen Stimulationsprotokolls für die IVF ist ein sehr individueller Prozess, der von Faktoren wie Alter, Eierstockreserve und früherem Ansprechen auf die Stimulation bestimmt wird.

Die Beratung durch einen Fruchtbarkeitsspezialisten ist unerlässlich, um das Protokoll auf die individuellen Bedürfnisse jeder Patientin abzustimmen und so die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft zu optimieren. Jedes Protokoll hat seine Vorteile und Überlegungen, so dass es wichtig ist, die verfügbaren Optionen zu kennen, um fundierte Entscheidungen auf dem Weg zur Elternschaft zu treffen.

Dr. Anna Mallafré Vilar ist Gynäkologin im Institut Marques in Barcelona

Dr. Anna Mallafré Vilar

Leiterin der internationalen frankophonen Abteilung

Der Artikel wurde von Dr. Anna Mallafré Vilar, von unserer Partnerklinik „Institut Marques“ in Barcelona erstellt und zur Verfügung gestellt.

Kurz-Vita
Dr. Anna Mallafré ist Gynäkologin und Sexologin und hat ihr Medizinstudium an der Universität von Barcelona (Hospital Clinic) abgeschlossen. Sie absolvierte ihre Facharztausbildung in Gynäkologie und Geburtshilfe am Dexeus-Institut in Barcelona und spezialisierte sich auf Fertilität und assistierte Reproduktion mit einem Master-Abschluss in menschlicher Reproduktion von der Complutense-Universität Madrid. Dr. Mallafré, die ein großes Interesse an klinischer Genetik hat, bringt mehr als zehn Jahre Erfahrung in ihre Rolle ein. Sie arbeitet am Institut Marquès in Barcelona, wo sie ihre Patienten individuell betreut. Derzeit ist sie Leiterin der internationalen frankophonen Abteilung.

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