Eizellspende - Mein Kinderwunschweg
Der längste, aber schlussendlich der erfolgreichste Weg meines Lebens
Ich wollte schon als Kind einmal mit 30 Mama sein. Beim «Wollen» ist es leider geblieben. Als mein Mann und ich damals mit der Kinderwunschplanung gestartet haben, hatte ich zuerst schon etwas Respekt. Was, wenn es jetzt sofort einschlägt und wir in 9 Monaten dastehen, mit einem Baby im Arm. Wie würde das sein? Aber daraus wurde nichts. Schlussendlich war ich 12 Jahre lang ungewollt kinderlos, bevor ich mit Baby im Arm dastand. Es war der längste und härteste Weg, den ich je gegangen bin. Es war aber auch der lehrreichste und intensivste und am Schluss erfolgreichste, den ich je gegangen bin. Ich erinnere mich, dass ich anfangs noch sehr positiv war, auch wenn die Mens wieder pünktlich eingesetzt hatte. Immer wieder habe ich gehört: Du bist ja noch jung, das wird schon. Nach ca. einem Jahr habe ich mich an meine Gynäkologin gewendet, die mir ebenfalls freundlich, aber bestimmt erklärte: «Nur Geduld, das braucht halt manchmal seine Zeit». Ja, ich hatte die Zeit sicherlich noch, aber ich hatte mir doch vorgenommen, das Leben mit einem Kind an meiner Seite zu gehen. Zudem hatte ich mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Karotten und Äpfel anstelle von Wein und Zigarette, Nahrungsergänzungsmittel, Mediationen, googeln bis mir der Kopf geraucht hat und das möglich alles geheim und allein. Warum das damals niemand wissen durfte, weiß ich heute nicht mehr so genau. «Man» redet einfach nicht darüber. Heute bin ich diesbezüglich 100 % anderer Meinung: MAN MUSS DARÜBER REDEN.
Das ging dann Jahr für Jahr so weiter und nach 3–4 Jahren habe ich mich wieder an meine Gynäkologin gewendet. Zwischenzeitlich hatte die Beziehung zu meinem damaligen Mann stark gelitten. Und ja, du hast richtig gelesen – damaliger Mann! Dieses Auf und Ab und hin und her hat unsere Beziehung stark zugesetzt. Irgendwann fand er sogar heraus, dass er eigentlich keinen so großen Kinderwunsch hat, wie ich diesen hatte.
Meine Frauenärztin vertrat zudem weiter stoisch ihrem Standpunkt, dass man mit 35 schon noch genügend Zeit hat, ein Baby zu bekommen. Wenn ich diese Zeilen schreibe, merke ich, wie mich das heute immer noch wütend macht. Wütend, dass ich nicht damals das Glück selbst in die Hand genommen und einen anderen Weg eingeschlagen habe. Ich hatte glücklicherweise zu dieser Zeit eine Frau kennengelernt, die Kinderwunsch Coaching machte. Endlich hörte mir jemand zu und ließ mich nicht einfach stehen, mit den Worten: «Das wird schon!». Sie nahm meine Sorgen und Nöte ernst und gemeinsam haben wir Wege und Lösungen gesucht, die mir halfen, wieder klarer zu sehen. Es kam in dieser Zeit auch zur Trennung mit meinem Mann. Mit fast 36 stand ich also wieder da: geschieden, kinderlos, mit nun langsam alten Eizellen im Bauch und frustriert und traurig.
Das Glück war dann für einmal auf meiner Seite und ich durfte meinen jetzigen Mann kennenlernen, der ebenfalls noch einen unerfüllten Kinderwunsch hatte. Ich war mit 38 Jahren wieder mit einem Mann zusammen und hatte eine neue Chance auf mein Babyglück. Zudem habe ich den Gynäkologen gewechselt, da ich mit Sicherheit nicht noch einmal die gleiche, wiederholende Platte hören wollte. Und zum ersten Mal wurde nun etwas unternommen. Meine Eileiterdurchgängigkeit wurde geprüft, eine Zyste wurde entfernt, es wurden Hormone kontrolliert, Chlamydien & Schilddrüsen getestet und es wurde mit mir gesprochen, ich wurde beraten und wir waren auf Augenhöhe mit unserem Arzt. Frustrierend war jedoch die Tatsache, dass bei mir alles in Ordnung war, es jedoch trotzdem nicht funktionieren wollte. Monat für Monat waren wir jetzt schon dran und ich war langsam wieder frustriert und traurig. Neuer Mann, neues Glück, aber kein Baby! Jetzt war es jedoch mein Mann, der sehr zuversichtlich war und mich immer wieder aufgebaut hat. Ein weiteres Jahr gingen ins Land und es geschah absolut gar nichts. Meine Mens kam so pünktlich wie die Schweizer Bundesbahn. Gemeinsam mit Arzt, Coach und meinem Mann habe ich dann entschieden, dass wir es erst mal mit einer Insemination versuchen. Heute kann ich nur den Kopf schütteln. Nach 9 Jahren die erste Insemination! Leider hat das nicht funktioniert, auch die 2. Insemination brachte keinen Erfolg. Jetzt war es an der Zeit, Nägel mit Köpfen zu machen. Da, mein Gynäkologe Grieche, war, haben wir uns sofort für eine Klinik in Griechenland entschieden. Wir flogen dahin und haben uns die Klinik angeschaut. Es war eine wunderbare Erfahrung. Wir wurden ernst genommen, wir fühlten uns sehr gut aufgehoben, aufgeklärt und begleitet. Ich habe mich nicht mehr als Exotin gefühlt und niemand hat auch nur einmal gesagt: «das wird schon werden». So haben wir uns für die erste ICSI entschieden. Und du kannst dir sicher denken, wie happy ich war: Der Test war positiv. Zum ersten Mal hielt ich einen positiven SS-Test in der Hand. Ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen. Der 2. Untersuch beim Gynäkologen hat dann allerdings gezeigt, dass das Herz des kleinen Fötus nicht mehr schlug. Und der Untersuch des Embryos hat die Tatsache ans Licht gebracht: Trisomie 18. Das Baby hatte keine Chance. Ich war am Boden zerstört. Wie konnte das passieren? Wer war da draußen gegen mich? Warum wurden alle anderen um mich herum einfach sofort schwanger, nur ich nicht? Heute, mit meinem Job weiß ich: es ist längst nicht selbstverständlich, dass es einfach so einschlägt. Aber keine Frau, die zu mir kommt, empfindet ihre Situation als gewöhnlich. Jede empfindet es als fies und gemein, dass es ausgerechnet bei ihr nicht klappen will.
Zusammen mit der griechischen Klinik haben wir uns dann entschieden, keinen weiteren Versuch ohne eine PGT-A zu machen. Also ein Untersuch des Embryos. Wenn ich wieder schwanger werden sollte, dann mit einem gesunden Embryo. Wir haben darum einen weiteren Aufenthalt in Griechenland geplant und ich wurde wieder schwanger mit der 2. ICSI und es hatte dann leider nicht funktioniert. Also weiter, Versuch Nummer 3! Treffer! Ich war schwanger und ich bin es auch geblieben. Ich durfte zum ersten Mal sehen, wie mein Bauch wächst, spüren, wie das kleine Würmchen in meinem Bauch zappelt, und ich konnte mein Glück fast nicht fassen.
Wenn ich heute meinen Kundinnen einen Rat gebe, dann denjenigen nicht aufzugeben, solange sie können und auch die Kraft dazu haben. Es lohnt sich hier mehr als eine Extrameile zu gehen. Und keine der Kinderwunschfrauen hätte am Schluss nicht DAS Baby im Arm, dass sie hat, wenn sie nicht den Weg gegangen wäre. In dem Sinne, ihr lieben Kinderwunschpaare: gebt nicht auf. Es lohnt sich!
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