Hallo allerseits,
ich möchte mal ein bisschen über die Gene und die Frage von Vererbung "laut" nachdenken.
Das Forschen an den Genen und Gentechnologie ist ja heutzutage DIE Disziplin von der alles Mögliche und Unmögliche erwartet wird.
Da wird dann ein Gen für irgendeine Krebsart gesucht und (vielleicht) gefunden, und was dann? ? ?
In Amerika ist man soweit, dass man jungen Frauen das vorbeugende Amputieren ihrer Brüste empfiehlt, falls eine nähere weibliche Verwandte einen bestimmten Typ Brustkrebs hatte, und wenn sie das bestimmte Gen hat. Dabei drückt das Gen nur eine Wahrscheinlichkeit aus zu erkranken! Keine Gewissheit!
Praktisch alles, was man bisher bei der Genforschung rausgefunden hat, spricht von statistischen Wahrscheinlichkeiten, mehr nicht. Nun kann man sagen, wenn die statistische Wahrscheinlichkeit um so und so viel erhöht ist, dann steigt das Krankheitsrisiko erheblich. Klar, aber es bleibt eben ein Risiko, keine Gewissheit.
Ich habe auch vor einiger Zeit mal ein bisschen im Internet rumgelesen, wie das so mit erblichen Krankheiten aussieht. Es scheint 3 zu geben, in Worten DREI, wo die Wissenschaft sich einig ist, dass sie in 100% der Fälle weitervererbt werden. Das sind ein sehr seltener Darmkrebs, Chorea Huntington (früher Veitstanz) und eine dritte, die ich leider vergessen habe. In allen anderen Fällen von erblichen Krankheiten geht es wieder "nur" um Wahrscheinlichkeiten, d.h. Möglichkeiten der Vererbung!
Hochinteressant ist die Forschung an eineiigen Zwillingen. Bei Prostatakrebs z.B. sind in etwas 2/3 der Fälle beide beroffen. Das heisst für ein Drittel der Personen, das nur einer der beiden erkrankt. Ich finde das enorm viel, dafür dass beide die absolut gleichen Gene haben!!! Und das ist nur ein Beispiel dafür, dass Gene eben nur Möglichkeiten enthalten, was daraus wird, scheint von unendlich vielen anderen Faktoren abzuhängen.
Dann gibt es natürlich auch Versuche, Gene zu finden, die für psychische Merkmale des Menschen verantwortlich sind. Soweit ich weiss, war das bisher nicht sehr erfolgreich... (zum Glück?)
Interessant ist hierbei noch die Forschung an vorzugsweise eineiigen Zwillingen, die getrennt aufgewachsen sind. Oft stellt man fest, dass ihre Persönlichkeiten und ihre Lebensläufe und ggf. ihre Krankheiten, erstaunliche Ähnlichkeiten aufweisen. Daraus wurde dann flink gefolgert, dass das an den Gene liegt.
Was man dabei aber vergisst, ist dass diese beiden Menschen ihr Leben unter exakt denselben Bedingungen begonnen haben! Im Leib ihrer Mutter! Die Wissenschaft weiss heute ja, dass jede unserer Gefühlsregungen sich durch das eine oder andere "Glücks-" oder "Stress"hormon in unserem Blut nachweisen liesse. Und das ungeborene Kind ist in absoluter Symbiose mit seiner Mutter, teilt also all ihre Erlebnisse und Empfindung. Und das prägt.
In der Pädagogik und Psychologie gibt es auch schon seit Jahrhunderten die Diskussion darüber, was uns zu den Personen gemacht hat, die wir sind: die/unsere "Natur", das sind dann wohl die Gene, oder die Umgebung, die Gesellschaft, "das,was uns nährt"? Auf Englisch ist das die Frage "nature" oder "nurture".
Die Psychologie gibt auf diese Frage jedenfalls ihre klare Antwort, nämlich dass die frühen Ereignisse unseres Lebens uns prägen, uns zu denen machen, die wir sind. (Wobei die Psychotherapie dann davon ausgeht, dass wir später an uns arbeiten können, um uns zu verändern, wo wir das als für uns besser empfinden.)
Ich weiss nun nicht, wie klar das alles was ist, was ich hier in Kurzform zu sagen versucht habe...
Worum es mir geht, ist, dass wir (auch als Gesellschaft) dem vorgeburtlichen Lebens mehr Bedeutung beimessen sollten und den Genen etwas weniger. (Wobei das bisher natürlich nicht voneinander zu trennen war. Von daher ist die Schlussfolgerung "es sind die Gene" natürlich logisch verständlich.)
Als ich vor 2 Jahren das erste Mal mit meinem Mann über EZS sprach (weil die Ärztin mir das als einzige Möglichkeit noch Mutter zu werden ans Herz gelegt hatte), da sagte er spontan, "dann hat das Kind ja nix von Dir". Ich hab ihm dann meine Auffassung der Dinge dargelegt, und er schien es überzeugend zu finden. Jedenfalls ist das heute schon lange kein Thema mehr für ihn.
So, ich wollte diese Überlegungen gerne los werden und bin mal gespannt von Euch zu hören wie ihr das so seht!
Viele Grüsse, Maria :hallo: