Re: WIE sag ich's meinem Kinde?
Hallo Ihr Lieben,
für mich steht schon sehr lange fest, dass ich mein Kind von klein an aufklären werde. Eigentlich wollte ich unseren "Urlaub" in Brno in einem Fotoalbum festhalten und dieses unserem Pünktchen von klein auf zeigen und langsam erklären, dass es seit dem in Mamas Bauch war. Leider war ich emotional überhaupt nicht in der Lage, mich aufs fotografieren zu konzentrieren. Außerdem hatten wir so ein Sch...wetter, nur Regen und Sturm, ich wollte keine grauen Bilder. Also brauche ich einen neuen Plan. Hab hier von dem Aufklärungsbuch gelesen. Kann mir jemand den genauen Titel geben? Ist es in Deutschland erhältlich?
Tja und zur Frage, warum für mich die Aufklärung wichtig ist: ich habe schon sehr frühzeitig unseren Bekannten- und Familienkreis über meine Krankheit aufgeklärt. Es tat mir mehr weh, ständig Fragen nach dem fehlenden Nachwuchs beantworten zu müssen als Klarheit zu schaffen und offen reden zu können. Ja, und bei wichtigen Freunden auch heulen zu können. Und so wussten auch viele von unserem "Urlaub". Ich finde die Aufklärung für Freunde und Verwandte so wichtig weil ich es vermeiden wollte, ständig Bemerkungen über Ähnlichkeit ja oder nein zu beantworten. Sicher, auch andere Kinder haben oft nicht zwingend Ähnlichkeit mit beiden Elternteilen. Aber ich weiß nicht, wie ich mit den Bemerkungen umgehen könnte. Und so hab ich vorgebeugt. Tja, und die Aufklärung für unser Kind: ich möchte es einfach. Auch weiß ich aus eigener Erfahrung, dass bei diversen ärztl. Untersuchungen eine Familienanamnese durchgeführt wird. Was soll man da sagen? Lügen? Und ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn aujfgrund dieser fehlenden Information etwas übersehen wird und vielleicht eine Behandlung oder Untersuchung nicht durchgeführt wird, die vielleicht lebenswichtig ist. Was ist, wenn eine Transplantation notwendig ist? Wie viele Adoptionen oder Kuckuckskinder sind durch genaus solche Siuationen ans Licht gekommen? Aber es ist auch hier so, jeder soll für sich entscheiden, welchen Weg er geht. Das, was für uns richtig ist, ist für andere vielleicht falsch.
Schnuddel,
ich habe lange überlegt, ob ich auf Deine - teilweise beleidigenden und gemeinen Äußerungen antworten soll. Auch ich will nicht diskutieren. Aber Du musst andere respektieren. Und teilweise sind Deine "Befürchtungen" richtig. Aber eben nicht pauschalisierbar. Die Frage, wie verkraftet es mein Mann, hat auch unsere Ehe beschäftigt. Aber wir haben uns gemeinsam dafür entschieden. Und als ich den positiven Test in den Händen gehalten habe hat mein Mann das schönste der Welt zu mir gesagt: "Wir haben alles richtig gemacht." Und es ist unfair uns vorzuwerfen, dass wir uns keine Gedanken über die Gefühle der Männer machen. Glaube mir, die Entscheidung für oder gegen eine EZS trifft niemand allein und über Nacht.
Und Deine krasse Meinung über die Aufklärung des Kindes. Sicher, es wird nie seine genetischen Eltern oder Mutter finden. Aber ich sehe einen riesen Unterschied zu adoptierten Kindern. Denn deren Suche nach der Identität beruht in der Regel auf der Ungewissheit, warum sie weggegeben wurden. Warum die Mutter sie nicht wollte. Und hier liegt DER Unterschied. Denn unsere Kinder gäbe es nicht ohne uns. Sie sind nur auf der Welt, weil wir uns nichts sehnlichers gewünscht haben. Die genetische Mutter wollte nicht ihr Kind abgeben, sie wollte helfen.
Und ist es so schlimm, wenn man sich ein komplettes Leben wünscht? Was ist daran so schlimm, wenn man sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen kann? Das ist doch der Sinn des Lebens. Ich zu meinem Teil wusste seit meiner frühen Kindheit, wie mein Leben aussieht: Familie und ein Haus. Ich habe einen Mann und ein Haus, zwei Kinderzimmer und einen riesigen Garten. Wenn man ein Ziel hat, warum nicht dafür kämpfen? Zumindest, solange noch eine Chance besteht.
Ich glaube, Du hast kein Recht so über andere zu urteilen. Wenn Du den Weg für Dich gewählt hast und Dein Leben auch so genießen kannst, freut mich das. Aber bitte respektiere, dass es manchen anderes geht. Und glaube mir, die Arbeit mit Kinder ist furchtbar, wenn man keine eigenen bekommen kann. Ich bin Sozialpädagogin und weiß, wovon ich rede.
Also, bitte die Individualität beachten. Niemand hat das Recht, über die Lebensweise anderer zu urteilen.
So Ihr Lieben,
das wars fürs erste. Seid lieb gegrüßt
Isabell